Garten hilft, persönliche Katastrophen zu vergessen

Der Garten „Tausendschön“ – die Initiatorin Elisabeth Schmelzer hatte eine Idee. Sie wollte eine Begegnungsstätte schaffen, in der jeder eintreten und mitarbeiten darf, ein Ort, der Freude ins Leben bringt. Ihr Mann unterstützte sie sofort in ihren Plänen. Sie pflanzte verschiedene Gemüsesorten und Blumen an. Sie kaufte Hühner für den Garten. Die Eier verschenkt sie oft an Kinder. Im Garten gibt es Schaukeln und Spielsachen für die jüngsten Besucher. Ihr Mann baute ein Gartenhaus für die Helfer. Da er Vögel sehr liebt, schaffte er Nistplätze im Garten.

Zusammen mit mir sind es vier Migranten, die sehr regelmäßig in den Garten zum Helfen kommen. Andere kommen oft dazu.

Ein Mann aus Bangladesch lebt seit 15 Monaten in Deutschland. Immer, wenn er den Garten betritt, so berichtet er, empfindet er eine tiefe Ruhe und Entspannung. Er lernt ganz nebenbei, die deutsche Sprache besser zu verstehen und die kulturellen Gepflogenheiten.

Ein Anderer kommt aus Afghanistan. Die vergangenen Erlebnisse in seinem Vaterland, die Flucht, die Unsicherheit in Deutschland, wie wird sein Leben weitergehen, all diese Sorgen führten dazu, dass er oft stark verspannt ist und an Depressionen leidet. Im Garten kann er sich entspannen und die Depressionen treten zurück.

Da ist auch ein Mann aus Pakistan. Er hat in seiner Heimat Schulen besucht und bereits den „Master oft Computer Science“ erzielt. Und gerade das wurde ihm zum Verhängnis. Agenten verfolgten ihn. In seinem Heimatort gab es viele militärische Operationen. So wurden die Bewohner aus ihren Häusern gejagt, ihre Häuser und Märkte zerstört, das Schul- und Ausbildungssystem kam zum Erliegen.

Er besucht den Garten gerne. In dieser wunderschönen Umgebung beginnt er die schrecklichen Bilder zu vergessen, die er gesehen hat. In den Gesprächen mit deutschen Besuchern kann er Fragen stellen über die Kultur, die Geschichte und das Leben in Deutschland.

Auch ich komme aus Pakistan und arbeitete dort als Journalist für nationale und internationale Medien. Gerne möchte ich wieder in meinem Beruf arbeiten. Ich wurde verfolgt und musste ohne meine Familie fliehen. Auch mir hilft der Garten, die schrecklichen Erlebnisse meiner Vergangenheit ein wenig zu vergessen.

Der Garten ist Wachstum und Veränderung. Dies bedeutet Verlust, aber im gleichen Maße die Entwicklung neuer Schätze. Das Erleben dort hilft uns, unsere persönlichen Katastrophen ein wenig vergessen zu können.

Wir alle sind froh und dankbar dafür.

Hashim Udin, Porta Westfalica