Buchfink in Nöten

Schatzi, Du goldiges Kleines Juli 2015

Am Nachmittag sitzt eine kleine Runde am Tisch unter dem Pflaumenbaum und Hollunderbusch und lässt sich das Brot mit Quark und den geernteten Tomaten. Gurken , Lauchzwiebeln, Rettichen und Radieschen schmecken.

Buchfink Auf dem Erdboden unter dem Nussbaum hüpft ein Buchfink aufgeregt hin und her und lässt sich von unserer Essensrunde kaum stören. Eigentlich nichts Besonderes. Aber ungewöhnlich und seltsam kommt es uns vor, dass der Buchfink immer wieder in unserer Nähe auftaucht und sogar in dem Regal mit Töpfen und Plastikeimern hin und her turnt. Was hat er da zu suchen? Als er sogar in einen Eimer hinein fliegt und erst ein wenig später wieder heraus kommt, beschließe ich, der Sache auf den Grund zu gehen. Ich traue meinen Augen nicht, was ich da sehe. Auf dem Boden des Eimers, halb im Wasser, sitzt ein kleiner Vogel. Der Buchfink hat sein Junges auch in dieser für beide gefährlichen Lage nicht in Stich gelassen, sondern hat sich sogar in den Eimer begeben, um es zu füttern.

Ich befreie den kleinen Buchfink aus dem Eimer und setze ihn behutsam auf den Boden unter dem Nussbaum. Da können wir ein wunderbares Schauspiel beobachten. Der Kleine versteckt sich noch nicht unter Pflanzen. Er sitzt verlassen auf dem nackten Boden unter der Schaukel. Wenn jetzt eine Katze käme, nicht auszudenken, was dann passieren würde. Doch der Jungvogel ist nicht verlassen. Die Alten haben ihn längst entdeckt. Er antwortet mit hellem Piepsen auf den Lockruf der Eltern. Ein Altvogel nähert sich dem Sprössling und hält ihm mit seinem Schnabel Futter entgegen, nach dem er, ohne zu zögern, schnappt. Der kleine Vogel mit seinen großen Augen sieht so süß und hilfsbedürftig aus. Ein zu Herzen gehender Anblick.Mit Renates spontanen Worten ausgedrückt: „Schatzi, Du goldenes Kleines“.

Die rührende unermüdliche Sorge der Vogeleltern um ihre Jungen, die sie die Fluchtdistanz überwinden lässt, und die Mutterliebe zum eigenen Kind bei den Menschen – Wer sieht nicht die Verwandtschaft zwischen Tier und Mensch? Alles, was im Tier steckt, steckt auch im Menschen. Wir achten die Tiere, unsere Verwandten,, schützen sie und geben ihnen Wohnraum – auch in unserem Gemeinschaftsgarten.

Hartmut Karge