Der Mensch bewertet Pflanzen nach seinen eigenen Maßstäben, nach dem Nützlichkeitsprinzip, nützlich oder schädlich , heilsam oder giftig oder er belegt sie mit dem Prädikat „schön“, besonders erfahren die Blumen diese Wertschätzung.
Ist die Blume an sich schön oder entstammt diese Schönheitsbewertung nur einer rein menschlichen Sichtweise? Objektiv, nabhängigvon der menschlichen Bewertung, lässt sich feststellen: die Blume ist symmetrisch aufgebaut und hat farbige Blütenblätter. Sie erzeugt viele Früchte mit Samen, die für ihre Verbreitung sorgen. Die Blume lebt für sich selbst – aber auch für mich? Manchmal spreche ich sie mit Du an, obwohl sie mich vordergründig nicht hören kann. „Roter Mohn, Du schaust mich an. Wie schön bist Du, dass ich mich an Dir erfreuen kann.“
Der nächste Schritt der Annäherung ist nicht weit. Ich stelle mir vor, dass die Pflanzenwelt beseelt sein kann.
Ich stelle mir vor, dass die Pflanze , das Tier und der Mensch und alles Leben zusammen gehören in einer geordneten kreativen Welt, dass sie alle jenseits von Bauplänen und chemischen Prozessen in einer universellen Welt ihren Ursprung h
aben und dort beheimatet sind. Daher erinnern mich die kleinen blauen Blüten des Vergissmeinnicht an kleine strahlende Sterne und leuchtende Augen, die nicht nur zum Anlocken von Insekten da sind.. Alles ist mit allem verbunden. Kosmos ist Ordnung und Schmuck und beherrscht das Chaos.
Der Garten ist ein Abbild im kleinen. Für mich haben auch Pflanzen Gesichter und sie freuen sich ohne Worte, wenn sie gedeihen und sie verschwinden stumm mit den Schmetterlingen, denen die Blütenwelt verloren geht.
Juni 2015 Hartmut Karge