Eine Magistrale, ein Edelstein und Frigoerdbeeren (Sa 11.April 2015)
Das Saatgut aus ökologischer Bioland/Demeter Produktion ist angekommen, sowohl die Blumen- und Gemüsesaat als auch die alten Kartoffelsorten und die Frigo-Erdbeersetzlinge. So wird das Aprilwochenende nach Ostern (11./12. 4. 2015) genutzt, um Möhren, Steckzwiebeln, Puffbohnen, Rote Beete und Ringelblumen in den Boden zu bringen. Auch der Bau der „Magistrale“ hat ihren Anfang genommen.
Die Magistrale? Ein ungewöhnliches Wort. Eine Hauptstraße durch den Garten? Eine Passantin hatte uns mit Bemerkung angesprochen: „Werden die grün angestrichen?“, während sie auf die Betonplatten zeigte. Ein wenig irritiert über diese Bemerkung hatte ich aber “verstanden“. Wir haben tatsächlich viel Beton im Garten gestapelt: die Paletten mit Platten, die im Vorgarten stehen, vermitteln den Eindruck, als ob der Garten massiv zubetoniert w ird. Und gerade das widerspricht selbstredend unserem Anspruch, einen naturnahen Garten zu schaffen. Wir haben überlegt, den Hauptweg mit Mulch auszulegen, haben uns aber aus Gründen der Barrierefreiheit, für Betonplatten mit Weserkies Oberfläche entschieden. Aber alle anderen Wege werden gemulcht in dem Sinne von „Less
concrete, more jungle“. Die „Hauptstraße“ mitten durch den Garten wird keine schnurgerade Betonpiste, sondern sich wie wie ein Fluss schlängelnd durch die Gartenvegetation ziehen.
Frigoerdbeeren? Wie der Name schon sagt, sind sie „eingefroren“, bei – 2 Grad eingelagert. So kann die Winterruhe der Pflanzen, die im Spätherbst gerodet werden, beliebig verlängert werden. Je nachdem,wann die Frigopflanzen im Frühjahr ins Freiland gesetzt werden, kann die Erdbeerernte verlängert werden. Vorteile: Wer im Herbst das Anpflanzen von Grünpflanzen verpasst hat, kann sie im Frühjahr pflanzen, auch zeitversetzt, so dass die Erntezeit verlängert werden kann. Um zu zeigen, dass Erdbeeren auch mobil gehalten werden können, z.B. auf dem Balkon, haben wir einen Erdbeerpflanzsack mit immertragenden Erdbeergrünpflanzen bestückt. Wir freuen uns schon darauf, dass die Erdbeerernte – zumindest der Friwopflanzen – nach 9 Wochen beginnen könnte.
Eine Vision der Erdbeerernte aus dem Erdbeersack, einen Vorgeschmack liefert uns ein Erdbeertörtchen aus der Bäckerei. Einen Teil der Ableger der alten untergepflügten Erdbeerkultur – ganz viele der Ableger sind wieder durchgebrochen – habe ich ausgegraben und in ein neues Pflanzbett hinüber gerettet. Mal sehen, was daraus wird?
Ein ganz besonders schönes Erlebnis will ich nicht vorenthalten. Auf dem trockenem, noch unbebautem Acker entdecke ich ein kleines Etwas, welches nervös über die Ackerschollen eilt. Die müssen ihm wie ein Gebirge vorkommen. Dieses kleine Tier wäre von mir bestimmt nicht gesehen worden, würde es nicht im Sonnenlicht wie ein Edelstein grün glänzen. Ein inzwischen selten gewordener Sandlaufkäfer. Aber was hat dieser schöne Käfer hier in einem Garten verloren, wo er doch auf warmen Sandwegen in der Heidelandschaft Zuhause ist. Zumindest kenne ich ihn aus solchen Lebensräumen. In einem bebauten Garten hat er sicher keine Bleibe. Für mich daher ein Anliegen, dass eine kleine warme Ecke des Gartens unbearbeitet bleibt: meine Spinnen- und Käferecke vor dem Zaun, an dem die Brennesseln stehen.
Hartmut Karge.