„Das ganze Dorf hat sie gesucht. Doch der Schmetterling hat die Träumerin aus dem Wolkenreich zurück ins Dorf gebracht, nachdem sie drei Dinge lernte: Umhänge zu weben so schön wie die Sonne, Maisbrot zu backen so rund wie der Vollmond, und Lieder zu singen, die traurige Herzen wieder froh machen.“
„Uwanami“ war eines von vielen Märchen, die Rita Maria Fröhle den rund 90 Gästen des Gemeinschaftsgartens „Tausendschön“ am vergangenen Samstag mit nach Hause gab. Es handelt von drei indianisch-nordamerikanischen Schwestern, wobei eine von ihnen stets aus der Rolle fiel, weil sie lieber träumte statt zu arbeiten. Doch eines Tages begab sie sich an einen großen Baum und begegnete einem Wolkengeist, der ihr auf dem Weg in die Tüchtigkeit verhalf.
Frei der Tugend, die Initiatoren von GreenFairPlanet e.V. aus Minden und zahlreiche Akteure mit den märchenhaften Namen „Cinderella“, das „Tapfere Schneiderlein“ und die „Perlenfee“ beim sechsten offenen Gartentag in Leteln nicht nur lehrten, sondern mit ihren großen und kleinen Gästen gemeinsam lebten.
So verzauberte Irina „Cinderella“ Kuzmina Mädchen und Frauen mit Haarkreide in allen Regenbogenfarben zu Fabelwesen. Dabei war die 22-Jährige nur auf Urlaub in Minden während ihres E-Business-Studiums in Warschau, Polen, erzählte sie. Verwunschene Frisuren kreieren – ob geflochten oder gedreht – hat die gebürtige Weißrussin sich selbst angeeignet und betrachtet es als Hobby.
Das „tapfere Schneiderlein“ Jana Selent hat es zwar nicht ganz so weit zum Garten Tausendschön. Dennoch radelt die 25-Jährige zwei Mal in der Woche nach der Arbeit acht Kilometer durch die Stadt, um beim Gemüseanbau zu helfen. Zusammen mit ihrer drei Jahre jüngeren Schwester Luca unterstützten sie am Aktionstag zahlreiche Kinder beim Bedrucken von Stoffbeuteln mit handgemachten Holzstempeln. „Das Holz stammt aus dem Garten und wurde vorher zugesägt und geschliffen“, erklärte Jana.
Inspiriert von selbstgenähten Taschen aus Stoffresten mit bunten Motiven wollte Lucien selber nähen. Unter Anleitung von Steffi Hasselbring nähte der 8-Jährige seine eigene Umhängetasche.
„Es war ein gelungener Tag in unserem Zauber-Märchen-Garten. Man fühlte sich im Zelt wie in einer Kinderwelt“, freute sich Melanie Steding, die seit März wöchentlich mit ihren 5 Kindern in den Gemeinschaftsgarten Tausendschön kommt. „Alle haben sich wohlgefühlt, übergreifende Generationen waren aktiv und es war ein tolles Miteinander.“ Verköstigungen wie Kaffee und Kuchen, vegane Muffins und geerntetes Mitnehm-Gemüse aus dem Garten rundeten das Märchenfest ab.
Der nächste „Märchen-Mitmachtag“ am 12. Oktober – wieder in Kooperation mit der Märchenbühne Vlotho – wird zum Erlebnis-Parcours: Bei Groß und Klein werden alle fünf Sinne angesprochen. Höhepunkt wird die feierliche Krönung eines jeden Kindes sein.